Wenn das Schwimmen im See mit 17,9 Grad das Wärmste in einem Wettkampf ist weißt du Bescheid.
Ich hab mich 100 Tage lang zwischen Arbeit, Umbau und „Mama macht jetzt auch Triathlon“ fit gemacht. Für DAS eine Rennen die
Challenge Walchsee. Für mein persönliches Saisonhighligt. Bei
Instagram konntet ihr das ja sehr gut verfolgen. Ich denke es hat soweit auch geklappt und meine Form passt. Ich konnte beruhigt eine Mitteldistanz angehen.
Ernährung volle Pflanze voraus.
Seit März habe ich zu allem anderen Stress auch noch meine Ernährung umgestellt. Ich habe angefangen Fleisch komplett weg zulassen. Kurz darauf sind dann so gut es ging auch die restlichen tierischen Produkte vom Speiseplan verschwunden. Protein-Shakes Adieu! Bin ich also jetzt Veganer? Nein! Ich nenne es eher eine vollwertige Planzenbasierte Ernährung (Wohle Food Plant Based Nutrition.)
Denn ich finde wenn man sich Veganer nennt, sollte man möglichst komplett vegan leben. Das fängt beim Essen an und hört bei den Laufschuhen auf. Oder bei der Kosmetik? Beim Auto? Bei den Süßigkeiten? Macht euch mal Gedanken wo überall tierische Produkte enthalten sind.
Warum das Ganze? Angefangen hat es als Selbstexperiment. Schnell haben sich aber viele positive „Nebenwirkungen“ bemerkbar gemacht. Ich schlafe besser. Ich regeneriere deutlich schneller. Ich hab mehr Power. Ich habe trotz weniger Training, wenig Schlaf und viel Stress, neue persönliche Bestzeiten aufgestellt. Das könnte am geringeren Trainingsumfang liegen, manchmal ist ja bekanntlich weniger mehr. Ich weiß aber auch, dass die Ernährung dabei definitiv eine Rolle spielt, welche genau wird sich noch herausstellen. Ich werde dazu aber auch noch einen seperaten Artikel schreiben, denn es scheint ja doch den einen oder anderen zu Interessieren.
Raceday – das kälteste Race ever!
Sonntag morgens um 6 Uhr ging der Wecker. Die Nacht war leider nicht die Beste. Macht aber nichts, denn das bin ich ja auch irgendwie gewohnt. Nach der ganzen Morgenroutine: Essen, Kaffee und Klamotten zusammen suchen, ging es für mich schon früh Richtung Wechselzone.
Ca. 7:00h gab es über Facebook die ersten Meldungen von der Rennleitung: auf Grund des Wetters wird die Schwimmstrecke und die Radstrecke verkürzt. Dauerregen und 8 Grad waren der Grund.
Gegen halb acht in der Wechselzone angekommen kamen mir schon sehr viele Athleten mit ihren Rädern entgegen. Was war da los? Startabsage? Nein, viele sind von sich aus erst gar nicht angetreten. Das kam für mich aber nicht in die Tüte. Ich starte!
Im Wechselzelt angekommen habe ich mir dann auch direkt schon mal den Neo zur Hälfte angezogen. Der konnte bei dem Schutt wenigsten nicht nass werden und hat etwas Wärme gespendet. Es war echt mies. Kälte und Nässe sind eine wirklich ekelhafte Mischung.
Um ca 8 Uhr ging es dann Richtung Schwimmstart. Hier gab es für mich auch noch ein kleines Interview. Interview? Ja! Durch die Kooperation mit der
Challenge Walchsee und der
Region Kaiserwinkl bin ich noch zu einem kleinen Interview eingeladen worden.
Danach ging es auch recht schnell zum Schwimmen. Ich habe bis zuletzt meine dicke Jacke und die Schuhe anbehalten um es so warm wie möglich zu haben. Als ich meinen Kleiderbeutel nach dem Umziehen dann zum LKW bringen wollte, war dieser aber schon weg.Ich habe wohl zu lange im „Warmen“ gewartet.
Zum Glück waren Jana und Mathilda in der Zwischenzeit am Schwimmstart. Denen hab ich dann die Sachen in die Hand gedrückt.
Swim
Um 9:15 sind dann die Profis gestartet. Es ging gefühlt alles sehr schnell. Um 9:25 stand ich auch schon am Start und zack war ich im Wasser. Los gehts. Das Schwimmen war sehr entspannt, was an der geringen Anzahl an Athleten gelegen haben dürfte. Ich hatte mir Zeit gelassen und wollte nicht alle Körner schon am Anfang verbraten. Ich muss sagen, soviel Platz beim Schwimmen hatte ich bisher bei noch keinem Wettkampf.
Nach langsamen 27 Minuten bin ich vom verkürztem 1500m Schwimmen Richtung Wechselzelt gelaufen. Mit 17,8 Grad war das heute noch der wärmste Teil vom Wettkampf. Kurz vor der Wechselzone standen Jana und Mathilda. Schön, dass ich hier noch meine beiden Lieblingsmenschen sehen konnte.
Im Wechselzelt angekommen sah es bei allen nach top Wechselzeiten aus. Nicht! Jeder Athlet versuchte sich so warm wie möglich anzuziehen. Dem Wetter gewappnet. Aber die eingefrorenen Finger machten es einem auch nicht unbedingt leichter beim umziehen.
Ich wollte mir gerade meine gefütterten Ärmlinge anziehen, als ich gemerkt habe, dass es meine Beinlinge waren. Shit. Also nur schnell die Thermo- Überschuhe und die dünne Regenjacke drüber und weiter Richtung Rad. Beim warm anziehen hab ich definitiv was falsch gemacht.
Bike
Auf dem Rad angekommen ging es los auf die mit nur 68km verkürzte aber landschaftlich wunderschöne Radstrecke. Hier war es heute alles andere als angenehm. 8 Grad und Dauerregen haben zu sehr harten Bedingungen geführt. Das Wasser lief in Bächen die Straße herunter. Für einen Radfahrer der fast nie im Regen fährt, sind das echt sehr schwierige Bedingungen. Wobei für alle anderen sicherlich auch. Nach gefühlten 10 min auf dem Rad sind meine Finger schon eingefroren gewesen. Das Schalten und Bremsen gingen nur noch sehr schwer.
Es war wirklich sau kalt.
Ich habe noch versucht mit einer hohen Kadenz zu treten, damit wenigsten die Beine warm werden. Durch den Dauerregen und den Fahrtwind waren die Knie und Oberschenkel aber schon da mächtig kalt. Auch die Thermo- Überschuhe haben nicht viel gebracht, denn das kalte Wasser ist mir von oben in die Schuhe gelaufen. Wie sollte man da warm werden? Ich hatte so gehofft, dass das Wetter zumindest auf der zweiten Runde besser wird und ich es bis dahin schaffe. „Und wenn dann das Rad fahren erstmal erledigt ist kann ich mich irgendwie über die Laufstrecke quälen.“ So der Plan.
DNF! Is an Option!
Nach gerade mal 10 km bei einer längeren Abfahrt die sich über 3 km gezogen hat war es dann soweit. Mein ganzer Köper hat gezittert. Alles Muskeln haben sich angespannt.Meine Oberkörper hat komplett gekrampft.Für mich war hier klar, das war es für heute. Ich steige aus. DNF!
Jeder Mensch geht anders mit Kälte um, für mich und meinen Körper ging es hier an dieser Stelle einfach nicht weiter. Nur den Weg zurück in die Wechselzone musste ich noch hinter mich bringen. Es lagen also noch ca 8 km vor mir,die ich langsam und unterkühlt zurück Richtung Wechselzone gestrampelt bin.
Aufwärmen und Gedanken
Hier angekommen hatte ich nur noch einen Gedanken: „So schnell es geht Jana Bescheid geben das ich soweit ok bin.“ Und Aufwärmen. Verdammt war das kalt.
Im Hotel angekommen hörte ich bereits ein lautes „Papa“ über den Flur und sah die Kleine auf mich zu krabbeln. Jana und Mathilda standen nämlich am Flurfenster und haben nach mir Ausschau gehalten. Dieses „Papa“ in dem Moment… es hat für kurze Zeit alles wet gemacht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit unter der Dusche und einigen Stunden im Bett, die ich unter zwei dicken Daunen-Bettdecken verbrachte, ging es mir langsam wieder besser. Zumindest körperlich. Aber der Kopf: „Warum hast du nicht einfach weiter gemacht?Hättest du das nicht anders machen können? Dir geht es doch gar nicht so schlecht. Die zweite Runde hättest du doch bestimmt irgendwie geschafft. Es war doch gar nicht so kalt, oder? Du hast dich so lange darauf vorbereitet und jetzt sowas.“
Ich musste das alles erstmal verarbeiten. Für mich war es das erste DNF und es hat sich im Nachhinein so verdammt hart angefühlt. Ich hatte Kopf-Kirmes. Mich haben zum Glück so viele liebe Nachrichten erreicht, sodass ich alles besser verarbeiten konnte. Es ist eben Schade um die Form. Du trainierst ewig auf den einen Wettkampf hin. Dieses EINE Saison-Highlight nach all dem Umbaustress. Und das ist jetzt vorbei!
Nun so ohne Ergebniss hab ich keine Ahnung ob es jemals gereicht hätte. Es ist eine Aufgabe die Ich nicht beendet habe und auch nie mehr beenden kann. Ich habe eine solche Situation noch nicht erlebt und das muss ich erstmal verarbeiten.
Alles richtig gemacht!
Im Nachhinein kann ich aber für mich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe. Die Bedingungen waren echt verdammt hart und die Liste mit den DNF oder DNS zeigt, dass es nicht ausschließlich nur mir so ergangen ist. Kälte und ich sind beim Triathlon keine Freunde. Ich kann mich einfach besser bei richtig hohen Temperaturen quälen. Das Nass-Kalte ist einfach nichts für mich.
Die Gesundheit hat bei mir oberste Priorität, deswegen bin ich froh, dass ich ausgestiegen bin. Entgegen dem großen „DNF is not an Option“ -Quatsch! Ich würde es auch genau wieder so machen. Ich mache den Sport, weil er mir Spaß macht.
Es kommen noch genug Rennen wo ich an den Start gehen kann. Solange ich gesund bin. Jetzt steht erstmal Erholung auf dem Plan. Dafür geht es Richtung Kalifornien. Ein Hoch auf die Elternzeit.
Also bis dahin! Haut rein!
Ps: @Challenge-Walchsee / Jetzt haben wir eine Rechnung offen!
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