Kopf in den Sand stecken oder weiter machen?
Ein Ironman 70.3 in Santa Cruz USA ?
Meine Form stimmte pünktlich zur Challenge Walchsee da. Doch durch mein DNF dort konnte ich dies nicht unter Beweis stellen! Was also tun? Jana hatte die verrückte Idee, einen Wettkampf in meiner Elternzeit in den USA zu machen.
Ok. Kurzer Lagecheck: Ironman 70.3 Santa Cruz ca. eine Autostunde vom Flughafen San Francisco entfernt. Der Wettkampf ist am Sonntag den 10.09 wir landen am 08.09 abends, müssen die erste Nacht dort im Hotel verbringen um am nächsten Tag den Camper in aller „Frische“ entgegennehmen zu können.
Sollte passen. Also hab ich versuch mich anzumelden. Leider ist die Onlineregistration nicht mehr möglich gewesen. Ok. E-Mail an den Veranstalter: „Anmeldung vor Ort möglich?“ Yes, but: „first come first serve“. Ok. Bekomme ich bestimmt hin.
Fehlt nur noch ein Rad. Alle Radläden in der Umgebung abgeklappert. Alles immer per Mail. Wegen der Zeitverschiebung gar nicht so einfach. Denn die Zeit rannte. Neben dem ganzen hin und her mussten schließlich auch unsere Sachen noch gepackt werden und wer mit Kind verreist, weiß, das dass viel werden kann.
Yeah! Positive Antwort für ein Road Bike. Road Bike? Ok. Mh die 90 km schaffe ich damit bestimmt auch. Kostenpunkt über 350 $ WTF? Also kurzerhand die Airline angerufen und geprüft was Sperr- Sportgepäck kosten soll. Billiger. Also gebucht! Jetzt musste ich im ganzen Stress auch noch mein Bike zusammen packen.
Spontaner Ironman, spontaner Start, extra viel Gepäck und die Registrierung noch längst nicht sicher. So sind wir dann nach SFO geflogen. Zwei große Koffer, ein Thule Laufbuggy, eine Thule Trage zum Wandern, Fahrrad und der MaxiCosi. Wie bei Tetris hab ich versucht das alles erstmal in das Auto zu bekommen. Es hat geklappt. Aber dann waren da ja noch die Wege vom Auto zum Terminal und in SFO vom Terminal zum Hotel und zur Campervermietung. Also ganz blauäugig mal drauf los. #mutausbruch
Und? Ich sag euch das war was. Aber ich würde es genau wieder so machen!
Hello California, Hi USA
Wie schon gesagt, wir mustten die erste Nacht in SFO in einem Hotel verbringen. Das hat super geklappt auch mit dem Taxi dorthin. Ein „Taxi Einweiser“ direkt am Flughafen hat uns ein Großraumtaxi besorgt. TOP! Also hatten wir so schon mal kein Gepäckproblem.
Am nächsten Tag kam dann aber schon das nächste Problem. Der Shuttelservive von der Campervermietung fährt unser Hotel nicht an. What? Is it real? Ich konnte zum Glück per Mail alles so arrangieren das wir doch dort abgeholt wurden. Was ein Glück.
Das ganze sogar schon morgens um 7 Uhr. Bis 16 Uhr musste ich Spätestens in Santa Cruz sein um mich nachmelden zu können. Das war meine Deadline. Deswegen war ich sehr glücklich darüber, dass wir schon um 7 Uhr morgens eingesammelt wurden. Bei der Vermietung angekommen hat sich allerdings alles (Einweisung, Sicherheitsunterweisung, Papierkram, usw.) gezogen wie Kaugummi.
„Das darf doch jetzt nicht war sein?Gebt Gas Leute! Ich hab doch keine Zeit.“
Zirka 50 Unterschriften später und nach einer gefühlten Ewigkeit gab es endlich die Autoschlüssel. Jetzt will das Schiff (also der RV war echt mega groß!) erstmal gebändigt werden.
Das war die aufregendste Autofahrt seit langem. Kurz vor Santa Cruz dann Stau. Nein! Bitte nicht. Jetzt haben wir es so weit geschafft. Come on! Endlich das erste Ortsschild Santa Cruz. Ab Richtung Ironmangelände. Dort angekommen mussten wir erstmal einen Parkplatz finden mit dem riesigen Schiff. Total aufgeregt wollte ich einfach vor einer Garage parken um schnell zur Anmeldung zu Rennen. Das zählt doch dann quasi als Renn-Vorbelastung, oder?
Jana fand die Idee aber nicht so gut. Also haben wir weiter nach einem geeigneten Platz gesucht. Naja, so richtig gefunden haben wir keinen. Ich hab mich einfach quer auf fünf Autoparkplätze gestellt (das Ticket kommt bestimmt auch noch).
Ich habe den „Parkgang“ eingelegt und die Handbremse angezogen. Auf, los Richtung Anmeldung! Nein Mathilda hat Durst! Ok. Wir warten und tuen so als wären wir total entspannt. „Geh doch schon vor“… „Nein, wir machen das schön zusammen, alles gut“!
Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir es dann tatsächlich zum Gelände geschafft. Ins Athletenzelt und zur Anmeldung. Dort gabs dann endlich die Nachricht auf die ich so lange gewartet habe!! Jaaaaaaa! Ich konnte mich noch anmelden. Ich wollte unbedingt dort starten. Endlich meine Form testen. Eine verrückte Idee, ein verrücktes Rennen. Das sollte mein Ding werden. Mir wurde das Athletenarmband angelegt. Jetzt war ich wirklich im Chill-Modus. Jetzt konnte kommen was wollte. Naja fast.
Dadurch das alles so spät wurde haben wir natürlich keinen Campground gefunden. „Warum auch vorher Informieren oder sogar schon einen Platz buchen?“ „Ist bestimmt nicht viel los.“ Tja. Kurzversion: Von 16 Uhr bis 23 Uhr sind wir durch die Gegend gefahren, haben noch eingekauft und wie blöd einen Campground gesucht. Zum Glück sind wir dann noch fündig geworden. Zwar total überteuert aber das war uns in dem Moment einfach egal! ALles was wir wollten waren ein paar Stunden Schlaf vorm Wettkampf.
RACEDAY Ironman 70.3 Santa Cruz
Morgens um 4 Uhr ging es für uns los Richtung Wettkampf. Wir mussten ja erstmal noch die 30 min vom Campground bis zum Wettkampfgelände fahren. Dort angekommen haben wir in der Nähe in einer Seitenstraße sogar recht schnell einen großen Parkplatz für unser Schiff gefunden. Gut das wir so früh waren. Jetlag sei Dank.
Swim
Der Schwimmstart war für 07:05 h angesetzt. Aufgrund von extrem dichten Nebels wurde der Start zuerst auf 7:45 Uhr verschoben und später sogar auf 8:10h. Zudem wurde die Strecke noch auf knapp 1000 m verkürzt. OK. Kürzere Strecke kommt mir natürlich entgegen. Ich hab im Vorfeld das Schwimmtraining echt total vernachlässigt. Nach knapp 14 min war ich wieder aus dem Pazifik raus. Es hat sich echt gut angefühlt. Jetzt galt es die knapp 900 m vom Swimm-Exit bis zur Wechselzone zu laufen. Barfuß über befestigte Wege. Das war was. Viele Athleten haben sich für diese Strecke Schuhe bereitgestellt. Mittlerweile weiß ich wieso.
Ride like you Stole something
Auf dem Rad angekommen hab ich mich direkt pudelwohl gefühlt. Es ging leicht verwinkelt aus Santa Cruz heraus. Die Stimmung hier war einfach mega. Jeder Athlet wurde lautstark angebrüllt. Das war nicht zu überhören! Nach ca 6km war ich dann auf dem Highway1, der bekannten Kalifornischen Küstenstraße. Die ganzen Eindrücke waren so stark, dass ich mein Dauergrinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen habe. Hier hat dann auch meine ungeplante Aufholjagd begonnen. Ich war so beeindruckt von der Natur. Von der Küste. Von dem Moment. „Hallo? Ein Ironman in den USA?!“ Wie bekloppt muss man eigentlich sein?“
Ich hab mir einen nach dem anderen geschnappt. Tiefe Aeroposition und getreten was das Zeug hält. Ich war einfach unglaublich glücklich. Nach 45 km kam dann der Wendepunkt mitten auf dem Highway. Das ganze schöne Szenario wieder zurück. Zurück zur Family.
Das ich mich in der Zeit vom 71. auf den 11 Platz vorgearbeitet habe, habe ich auch noch nie erlebt. Wow.
Run like an Animal! Maybe like a Turtle
Zurück in Santa Cruz konnte ich mein Rad bei bester Laune wieder an Ort und Stelle abstellen, schnell in die Laufschuhe wechseln und weiter catch your Frontman spielen. Leider hat der schönste Teil vom Wettkampf nur bis ca. km 5 gereicht. Hier habe ich extrem schmerzhaftes Seitenstechen bekommen. Warum? Keine Ahnung. Ich konnte meine Pace von 4:35 min/km auf jeden Fall nicht mehr halten. Jetzt wurde es auch für den Kopf sehr schwer. Ein Ständiges gehen, anlaufen, gehen, hat so ziemlich an allen Reserven gezerrt die ich noch hatte. Aber hey! Kopf? „Ich wollte unbedingt laufen!“ Ich hab mich so wohl gefühlt, es hat so Spaß gemacht. Was soll der Scheiß jetzt?
Ich kann nicht sagen woran es gelegen hat. Ab km 12 konnte ich dann plötzlich wieder laufen. Es ging also weiter. Nicht mehr so locker und schnell wie zuvor, aber ich konnte wieder laufen. Von da an habe ich die fehlenden Kräfte mächtig gemerkt. Hier hat das „wenige“ Training knallhart „Hi, how are your Doing?“ gesagt. Ich bin so froh, dass ich zumindest noch eine 5:00 min/km Pace laufen konnte und so den Halbmarathon in 1:44h beendet habe. Das stand zwischenzeitlich echt auf der Kippe. Es war auch eine der schwierigsten Laufstrecken die ich je bei einem Wettkampf gelaufen bin.
love.wish.dream.finish.smile
Noch 100m durch den weichen Sandstrand von Santa Cruz. Das wars, ich hab es gemacht. Ich hab das Dingen in Ziel gebracht. Am Ende ist es sogar noch der 22. Platz (Ak) für mich geworden. Yay! Das war mein schönstes Rennen. Alles in allem war das einfach ein gelungenes Ding. Ein Perfekter Saisonabschluss. Der Ironman 70.3 Santa Cruz mit allem drum und dran wird mir für immer in guter Erinnerung bleiben. Und zu dieser Medaille hab ich für immer eine gute Story parat.
Mein Material:
Swim: Speedo Fastskin Elite / 2XU X:3 Neo
Bike: Haero Carbon hc.tt / Stages Kurbel/ Fizik MISTICA CARBON REGULAR
Run: Salming D5
Nutrition: Pre: ( Athletic Greens ca. 1 Woche vor dem WK) / Maurten Drink Mix 320 2x auf dem Bike / Beim Laufen alles was so angeboten wurde. / After: BeGreen 3 Blend Protein und L-Citrullin-Malat
Sonst: Polar V800 und M460 / Ryzon Triathlon Suite /
Dann mal bis zum nächsten Rennen!
Haut rein!
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