Ironman Frankfurt 2016

im_topNach zwei Starts beim Ironman Austria 2013 und 2015 wollte ich mal eine „weitere“ Langdistanz ausprobieren. Gesagt getan. So stand ich in Frankfurt an der Starlinie. Warum auch nicht ist ja quasi vor der Tür.

Mit richtig gutem Training einer kleinen verletzungsbedingten Laufpause von 5 Wochen war ich sehr zuversichtlich mein erstrebtes Ziel von einer neuen PB und einem Finish unter 10h zu erreichen.

Doch eine Langdistanz ist echt lang und es muss alles passen. Das bedeutet eben auch das Drumherum. Jana hat zwei Tage vor dem Wettkampf schon gesagt irgendwas ist anders dieses Mal… und da hatte sie wohl Recht.

Der Kopf war absolut nicht frei. Mich hat zurzeit einfach Zuviel bedrängt. Zwei Tage vor dem Start kam noch die Hiobsbotschaft das unsere Antrag für einen Anbau abgelehnt wurde und dann noch so zwei, drei weitere Sachen die ich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht gebrauchen konnte. Sie waren aber da.

Nachdem wir Freitag schon in Frankfurt waren um mich zu registrieren und die Wettkampfbesprechung mitzunehmen, hatte ich schon kein richtig gutes Gefühl. Ich bin einfach nicht in den Racemodus gekommen. Selbst nachdem ich meine Unterlagen abgeholt  habe und mein Athletenarmband angelegt bekommen habe, war davon leider noch keine Rede.

Um 3:30h am Sonntag ging dann der Wecker. Schnell zum Frühstück, dann fertig machen um mit dem Shuttelbus Richtung Langner Waldsee zu fahren. So war der Plan. Den Plan hatten aber wohl viele! Das heißt vor dem Shuttle Bus sammelte sich schon eine riesige Menschenmenge und eine unglaublich lange Schlange! Zum Glück standen noch ein paar Taxen vorm Hotel. Also sind wir ohne lange zu zögern ins Taxi gehüpft und wurden damit dann zum See raus gefahren. Naja fast. Da war ja dann mitten auf der B44 die Straßensperre von der Polizei. Von der, der Taxi Fahrer wohl nichts wusste. Wir und noch ein paar andere Athleten die vor und hinter uns in den Autos saßen, sind mitten auf der Straße aus den Autos gesprungen und 20m weiter in einen Shuttlebus gerannt. Zum Glück standen die gerade in diesem Moment dort. Also sind wir dann mit ein wenig Aufregung  endlich am See angekommen. Hab gehört andere Athleten hat das noch wesentlich schlimmer getroffen, die anstelle von dem Veranstalter angegebenen 20 Minuten dann über 45 Minuten bis zum See gebraucht haben. Kann passieren. Sollte aber bei der bereits 15. Ausgabe vom Ironman Frankfurt nicht vorkommen!

In der Wechselzone hab ich dann noch schnell meine Verpflegung am Rad angebracht und den Reifendruck angepasst. (Vielen Dank hier nochmal an Marcel ( Iron.m82) für die Luftpumpe!)

Jetzt hatte ich noch gut 40min bis zum Start wir haben uns nochmal kurz auf die Wiese gesetzt um etwas runter zu kommen. Und das hat wohl auch gut funktioniert. Ich hatte gerade mal einen Puls von 60 BPM vor dem Start. Aufregung? Fehlanzeige! Und das war wiederum auch seltsam. Ich war immer noch nicht im Racemodus angekommen. Mir war klar,  was ich zuvor seit Ende September trainiert habe. Es war also keine Frage ob ich es schaffe, sondern eher wie schnell und ob ich die Leistung abrufen kann, die ich bereit wäre abzurufen.

Dann ging es auch schon los. 6:30h war der Start der Profi Männer und kurz darauf um 6:32h Start der Profi Frauen. Um 6:40h war dann unser Startschuss der, der „Hobby“ Amateur Athleten.

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Hier in Frankfurt war auch wieder der Rolling Start angesagt- also immer ein Athlet nach dem anderen. Es ist definitiv ein entspannteres Schwimmen als beim Massenstart. Trotzdem gab es hin und wieder dann auch schon mal ein paar Schläge, Tritte und Arschgrabscher J

Beim Schwimmen hab ich sehr kontrolliert angefangen. Ich wollte hier einfach keine Körner verballern- also bin ich eher „langsam“ geschwommen. Am Ende bin ich wie auch schon in Klagenfurt vor 2 Jahren bei 1:06h aus dem Wasser gekommen. Auf der Uhr hatte ich allerdings auch über 4km drauf. Bin wohl wieder eher Zick-Zack geschwommen als den direkten Weg.  Nach dem Schwimmen hat sich dann der Schweinehund auch schon zum ersten Mal gemeldet. „Jetzt noch 180km Rad fahren und Marathon laufen…. Viel Spaß lieber Simon.“

Ja genau das wollte ich jetzt hören. Die negativen Gedanken bei Seite und schnell aufs Rad! Schnell war hier aber schon sehr, sehr langsam. Der Neo hat beim Ausziehen geklemmt, Pinkelpause auf dem Dixi haben mir dann eine süße 7 Minütige Wechselzeit verschafft. Gefühlt ein echter Traumstart – Niiiiischt!

Auf dem Rad war der Plan einen gewissen Leistungswert zu fahren und keine Spitzen zu treten! Hat auch super angefangen. Die ersten 30km mit einem Schnitt von 34 km/h und schön in meinem Leistungsbereich. Hat sich echt gut angefühlt. Dann Bäääm Werkzeugflasche verloren. Was nun? Anhalten aufheben oder weiterfahren. Man hat hier nicht viel Zeit zum Überlegen. Überhaupt fällt das überlegen sehr schwer. Man kann nicht mehr richtig eins und eins zusammen zählen. Ich habe angehalten, bin 20m zurückgelaufen, habe meine Flasche geholt und weiter. Das gleiche ist mir später übrigens nochmal passiert.

Bei km 70 dann an einer Steigung klemmt das Hinterrad auf einmal – wtf? Was ist denn jetzt schon wieder? Ist doch sonst noch nie passiert! Geändert hab ich auch nichts. Also etwas Luft aus dem Reifen lassen und weiter.

Bei km 90 hatte ich dann schon 2:46 auf der Uhr. Hier war mir dann schon klar dass es heute nicht so mein Tag wird. Also die zweite Runde in Angriff nehmen und noch raus holen was geht. Das war aber noch weniger als in der ersten Runde. Zu meinem Glück kam dann in der zweiten Rad Runde noch ein wenig Sturm und „etwas“! Wasser von oben dazu. Was dazu geführt hat, das die zweite Runde nochmal deutlich langsamer war als die erste.

Ich war durchgenässt, mir war kalt und ich hatte quasi keine Bremsen mehr. Leute ich sag euch, dass ist die letzte scheiße! Wie gerne hätte ich das Rad in der Wechselzone abgestellt und wäre zusammen mit Jana was essen gegangen. Aber ich hab nochmal alles weggeblockt und bin losgelaufen. „In kleinen Schritten denken, Simon! Lauf jetzt deinen Plan 4x 10km plus den Rest das machst du schon.“

Und hier war das erste Hoch des Tages. Es lief richtig gut! Komisch – ausgerechnet das Laufen! Sonst eher meine Schwäche, heute meine Stärke? Pah von wegen ab km 16 hat dann der Magen rebelliert. Also zum ersten Mal aufs Dixi. Egal! Abhaken weiter laufen. Ab km 15 wollte ich dann bis km 25 eigentlich einen 5er Schnitt laufen. Es wurde eine 5:10 auch noch Top- damit wäre ich unter 3:30 ins Ziel gekommen. Aber der Magen hat sich nicht mehr erholt.

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Also bei km 35 zweiter Dixi Stopp. Es war ein einziger Kampf- mein Kopf gegen mich. Wer gewinnt? Ziemlich ausgeglichen Duell, beide Gegner auf Augenhöhe. Der Kopf hat mir allerdings immer wieder Tiefschläge verpasst. (Unfairer Gegner). Ich hab bei jeder Verpflegungsstelle angehalten und getrunken über 5mal. Angehalten und wieder angelaufen. Und auch bei meiner Frau musste ich einmal anhalten. Ich hatte Tief im Inneren gehofft ich bekomm das „Ok“ aufzuhören. Aber Ich wurde nach einem zärtlichen Kuss eher in den Arsch getreten das Dingen nach Hause zulaufen. Also weiter!

Das Ziel wirklich zum Greifen nah, aber gefühlt noch unendlich weit weg. Ich hatte nur noch 3km zu laufen 3x 5 min „Junge zieh das jetzt durch! Was sind denn 3km? Auf deiner Hausstrecke ist das grade mal bis zu einem Bauernhof. Also los.“ Aber mein Freund der Schweinehund hat mir gesagt wie weit 3km sind. Das sind 3000m die sind verdammt weit. Die tun unendlich weh. Und die machen alles andere außer Spaß.

Sogar die letzten 500m waren so hart wie gefühlt in keinem meiner Rennen zuvor. Und dennoch hab ich kurz vor dem Zielbogen ein Lachen übergehabt. Das hämische Lachen galt dem persönlichen Kampf gegen den inneren Scheinehunde gewonnen zu haben. Die Zeit war nicht wie erhofft was mir aber in diesem Moment total egal war. Hier und heute hat nur eins für mich gezählt und das war das durchkommen. Etwas Gutes hatte der Wettkampf auch, ich hab eine neue Laufbestzeit beim Marathon. 3:40:36 was einer Pace von 5:15 entspricht. Mit den ganzen Strapazen, dem ständigen gehen und der Toilettenpausen, sowie meiner verletzungsbedingten Laufpause eine geile Zeit für mich.  Das geschah bei meinem dritten Marathon, allerdings immer mit Schwimmen und Radeln im Vorfeld 😀

Einige oder viele werden jetzt sagen: „Wahnsinns Leistung, alle Hüte ab!“ Das meine unzufriedenheit nicht gerechtfertig ist. Andere „lachen“ über diese Zeit und wieder andere können sich nicht mal vorstellen was das für überhaupt Strapazen sind.

Ich bin jetzt erstmal total leer. Meine Gedanken kreisen heute eine Woche nach dem Wettkampf immer noch an den Gründen. Ich frage mich was genau das Problem war. Aber ich bin auch sehr Stolz einfach nicht aufgegeben zu haben. Das war wirklich sehr nah.

Hier und jetzt möchte ich mich noch ganz herzlich bedanken bei allen die mich unterstützt haben. Die mir geholfen haben mich optimal auf das Rennen in Frankfurt vorzubereiten. Danke für die Unterstützung auf dem ganzen Weg von Anfang an bis zur Finishline und darüber hinaus! Danke an Salming! und an Polar für die Top Unterstüzung, an Freddy für das wirklich Top Training!

Und ganz herzlichen Dank an alle die an der Strecke gestanden haben und mir zugerufen haben! Es war einfach unbeschreiblich, auch wenn ich es nicht zeigen konnte. Ich war echt sehr damit beschäftigt Dialoge mit dem Schweinehund zu führen!

Und der größte Dank geht an meine Frau! Die mich immer und überall so gut es nur ging unterstützt hat. Die mich gebremst hat wenn es zu viel wurde die mir in den Arsch getreten hat wenn ich es verdient habe. Die immer an meiner Seite ist und alle meine Launen ertragen musste. Du hast dir den Urlaub jetzt mehr als verdient!! Vielen lieben Dank!

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Jetzt freue ich mich erstmal auf meine eigene kleine Familie, lege die Füße hoch und wir machen ordentlich Urlaub in Kärnten – Energie tanken und so. Danach schauen wir dann weiter.

IMFrankfurt16-1
https://www.instagram.com/marcelhilger/

 

Viele Grüße und auf bald!

 

 


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Kommentare

1 Antwort zu „Ironman Frankfurt 2016“

  1. Avatar von Jahn

    Hallo Simon,
    herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Finish beim Ironman Frankfurt. Der Laufbericht ist sehr gut und unterhaltsam geworden. Man hat fast das Gefühl dabei gewesen zu sein. 😉
    Wer weiß ob ich mich noch einmal an eine so lange Distanz wagen werde. Ich hatte dieses Jahr meine erste Mitteldistanz (olympisch) vor, werde aber vermutlich verletzungsbedingt nicht starten können… :/
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg! 🙂
    Viele Grüße
    Jahn

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