Ich habs getan! Ganz heimlich, still und leise habe ich mir vor einigen Wochen den Raiffeisen Triathlon in Neuwied ausgesucht um mein Triathlon- Debüt zu geben. Am Sonntag war es so weit. Morgens um 8 haben wir uns auf den Weg gemacht und sind in den Westerwald aufgebrochen. Von Aufregung war an dem morgen keine Spur. Mir erschien alles noch so surreal. Selbst das Abholen der Startunterlagen und der Rad-Check-in lief total entspannt. Simon und Mathildas Patentante haben sich um Mathilda gekümmert und ich hab mir meine Unterlagen abgeholt und die Wechselzone hergerichtet.
Meine Sonnenbrille legte ich erst in den Helm. Den Helm platzierte ich am Lenker. Nach einem prüfenden Blick sah ich den super Hack, dass mein Wechselzonen-Nachbar die Sonnenbrille in die Luftlöcher des Helms steckte.
„Na gut, der wird bestimmt wissen was er tut.“
Dachte ich und so habe ich ihm gleich getan. Dazu später mehr. Helm, Sonnenbrille, Laufschuhe, Radschuhe, Socken, Nummernband, das Rad und ein Handtuch lagen bereit. Nicht zu vergessen: Lipgloss, Föhn und eine Bürste. Wechselzone complete. In meinem Kopf konnte ich den zweiten Haken an meine To-Do-Liste setzen. Haken Nummer eins gabs übrigens beim Abholen der Startunterlagen.
Die Wettkampfbesprechung
Um 10.00 Uhr trafen sich die Athleten zur Wettkampfbesprechung am Pegelturm.
Wie sowas abläuft habe ich ja schon des öfteren bei Simon mit erlebt. Dieses Mal ging es aber nicht um Simon. Es ging hier krasser Weise echt um mich!
Es gab Infos zum Schwimmen im Rhein, der Radtsrecke und dem Laufen. Ich hab versucht mir alles möglichst gut zu merken. Nach der Wettkampfbesprechung blieb noch jede Menge Zeit, denn um 11.20 Uhr sollten sich die Starter des Sprint-Triathlons erneut versammeln um gemeinsam zum Schwimmstart Rheinaufwärts zu gehen. So bin ich dann mit Simon, Mathildas Patentante und Mathilda in Richtung Schwimmstart gegangen.
Das Schwimmen
Der Schwimmstart erfolgte von einer Plattform, die maximal 40 Personen trägt und so wurden die Athleten in 4 verschiedene Startgruppen eingeteilt. Meine Gruppe war die 2. mit Start um 11.55 Uhr. So habe ich mich langsam fertig gemacht, habe den Neopren zu gemacht und wollte gerade die Schwimmbrille aufziehen, doch da passierte schon das erste Malheur. Plötzlich war meine Brille in zwei Teilen.
Zum Glück hatte ich alles doppelt und dreifach eingepackt aus Sorge irgendwas vergessen zu können. So hab ich die zweite Brille aus der Tasche gezogen. Nur keine Unruhe.
Die erste Startgruppe machte sich auf dem Weg zum Schwimmeinstieg und so langsam verabschiedete ich mich von meiner Crew. Nach einer Kuscheleinheit mit den Liebsten und vielen lieben Worten machte ich mich langsam auf den Weg zur Treppe vor dem Schwimmeinstieg.
Als ich so um mich herum schaute stellte ich fest, dass nur Athleten mit höheren Startnummern um mich herum waren. Komisch. Als dann der Moderator auch noch sagte „Nun macht sich bitte die 3. Startgruppe bereit“, ist mir sicher kurzerhand alles aus dem Gesicht gefallen.
Schwimmstart verpasst, echt jetzt?
„Eh… kann es sein, dass ich meinen Start verpasst habe?“ Volltreffer! Nach einem „Wie konnte das denn passieren“ folgte dann schnell ein „Stelll dich mal hier hin, wir melden dich um“. Leute, Leute. Ich hab dann noch schnell Ausschau gehalten ob ich Simon oder den Rest der Bande irgendwo sehen konnte, aber leider waren die 3 schon mit meiner eigentlichen Startgruppe Rhein-abwärts gelaufen und außer Reichweite. Mist.
Ich hatte ziemlich Kopf-Kirmes, denn jeder der mich kennt, weiß dass das Schwimmen meine Zitter-Disziplin ist. „Ob die wohl denken das ich untergegangen bin?“ Ein „Hey, geh mit in die Startgruppe riss mich aus meinen Gedanken und ich bin schnell die Treppe runter Richtung Schwimmstart gegangen.
10,9,8,7,6,5,4,3,2,1 LOS!!!
Kopf über vom Podest in die braune Suppe! Let the show begin!“Erstmal in Ruhe in den Rhythmus finden“, dachte ich mir. Ich hätte mir sparen können unter Wasser die Augen zu öffnen, denn sehen konnte man r(h)ein gar nichts. Das hat mir in dem Moment Angst gemacht. Es fiel mir schwer in einen Rhythmus zu kommen und mein Atmen wurde immer kürzer.
War das Panik? Keine Ahnung. Ich wusste, dass ich nicht unter gehen werde aber Kraulen konnte ich nach den ersten 100 m erstmal nicht mehr. Ok dann eben Brustschwimmen. Als ich den Schwimm-Stil gewechselt habe, stellte ich fest, dass total viele der Schwimmer um mich herum Brust geschwommen sind. Als die blaue Brücke die ich mir als Orientierungspunkt ausgesucht hatte immer näher kam, beschloss ich es wieder mit dem Kraulen zu versuchen.
Diese eklige braune Suppe machte es mir aber auch echt nicht leicht. Noch dazu haben die Begleit-Boote ganz schöne Wellen geschlagen und so fiel mir das Atmen auch beim zweiten Kraul-Versuch verdammt schwer. Mein Ziel war es einfach nur das Schwimmen abzuschließen und so wechselte ich bis zum Schluss immer zwischen Kraul- und Brustschwimmen.
Dann kam auch schon der Schwimmausstieg.
Ich hab es überlebt! Jetzt beginnt mein Rennen!
Als ich Simon laut rufend entdeckt habe, musste ich ihm direkt mitteilen, dass ich meine Startgruppe verpasst hatte, aber er wusste schon bescheid.
Der Wechsel lief relativ problemlos. Socken und Schuhe an, Helm auf und los! Simon rief mir zu: „Gib Gas, jetzt kommt deine Disziplin!“ Und irgendwie fühlte es sich echt danach an. Als ich Aufsteigen durfte fiel mir wieder meine Sonnenbrille ein, die oben im Helm steckte. Und verdammt, die steckte richtig fest! Ob mein Wechselzonen- Nachbar die Brille schon vor dem Schließen des Helmes aufgezogen hat? Keine Ahnung, aber irgendwie muss ich die verdammte Brille aus dem Helm gezogen bekommen. Ich trat also ordentlich in die Pedale und versuchte mit aller Kraft die Brille aus dem Helm zu befreien. Kurzzeitig habe ich gedacht, dass ich sicher gleich den Bügel der Brille in der Hand haben müsste, doch dann löste sie sich zum Glück. Erst auf der einen, dann auf der anderen Seite und schließlich hatte ich die Brille auf meiner Nase. Von da an konnte ich mich dann auch vernünftig aufs Rad fahren konzentrieren.
Das Radfahren
Raus aus der WZ ging es ziemlich schnell auf die B 256. Die Bundesstraße war zweispurig und komplett gesperrt. Die Teilnehmer haben sich sehr gut auf der Strecke verteilt und so habe ich keine Grüppchen gesehen. Die Aufholjagd hatte für mich begonnen und so konnte ich einige Teilnehmer die ich beim Schwimmen ziehen lassen musste einfangen aber auch Teilnehmer der vorherigen Startgruppen konnte ich „catchen“. Kurzzeitig musste ich grinsen, denn mir fiel der Spruch „You got chicked“ ein, der auf einem meiner Ironman-Fan-Shirts steht. Das Radfahren lief total gut. Am Ende standen 24,8 Km mit 210HM auf dem Tacho. Macht im Durchschnitt 31,6 km/h. Das hat mir Spaß gemacht und die Beine fühlten sich echt gut an.
Kurz vor der Wechselzone stand Simon bereit der mir zurief „Sauber Schatz, du bist am Treppchen!“ Ehhh, was?? Zwei Meter weiter hatte ich den Gedanken wieder verdrängt weil ich mir gedacht habe, dass es sicher eine seiner Motivationstaktiken sein musste. Simon halt.
Das Laufen
Im Vorfeld war es unglaublich schwer für mich einzuschätzen was, oder eher wie schnell ich laufen kann. In meinem Training bin ich zu 95% mit Mathilda und dem Thule Chariot zusammen gelaufen und ganz ehrlich, das ist eine ganz andere Hausnummer.
Ich habe versucht mich während des Laufens einfach nur auf mich und meinen Körper zu konzentrieren. Glücklicherweise bin ich sehr schnell in einen vernünftigen Laufrhythmus rein gekommen und habe während meines Laufs auch nicht auf meine Uhr geschaut.
Ich wollte mich nicht selbst unter Druck setzen und mir war einfach wichtig, dass ich mich gut fühle und das Ding ordentlich ins Ziel bekomme. Nach 22:58 min war es dann soweit. Ich durfte durchs Ziel laufen und war zurück bei meinen Liebsten. Im Ziel erfuhr ich dann zu meiner Überraschung, dass ich tatsächlich den 2. Platz in meiner Altersklasse gewonnen hatte. Unter allen Teilnehmerinnen bin ich 6. geworden. Verrückte Welt!
Mein Fazit
Was war das geil! Klar gab es hier und da den ein oder andere Fauxpas und natürlich gibt es etliche Schrauben an denen ich drehen kann. Aber hey, das war mein erster Triathlon und er hat so verdammt viel Spaß gemacht.
Das Schwimmen fiel mir aufgrund der „braunen Suppe“ und des „Wellengangs“ echt schwer. Aber egal, ich habe es durchgezogen und wusste eigentlich schon nach dem Schwimmen nicht wohin mit meinem Grinsen.
Das Radfahren war einfach nur richtig geil! Es ist ein super Gefühl wenn man auf Aufholjagd gehen kann und den ein oder anderen hinter sich liegen lassen kann!
Das Laufen war ja einst meine Stärke. Aufgrund der Schwangerschaft, der Geburt und der Tatsache, dass mein Beckenboden nicht der Stärkste war, bin ich bisher noch eher behutsam mit dem schnellen Laufen und meinem Körper umgegangen. Von daher war die Laufleistung für mich so auf jeden Fall „OK“!
Eigentlich schade, dass ich den Start bei meinem ersten Triathlon so lange rausgezögert habe, denn jetzt ist die Saison größtenteils schon gelaufen. Als nächstes ist jetzt Simon wieder dran, denn dann gehts für uns nach Südtirol zur Challenge Walchsee.
Ich bin super zufrieden mit meiner Leistung und freue mich schon jetzt darauf wenn es wieder heißt „Jana goes Triathlon“.
Bis bald,
eure Jana
Und für diejenigen die noch nicht genug von meinen Race-Impressionen haben, folgen hier die offiziellen Bilder vom Sportograf.
You might also like
4 Comments
Super stark, Du Rakete. Gratulation zum ersten Tria-Finish!
Und wie immer richtig schön geschrieben. Man kann sich genau vorstellen, wie Du auf dem Rad gesessen haben musst und „ahhh, ist das genial“ gedacht hast 🙂
Huhu Nicola 🙂 Vielen lieben Dank für dein Feedback!! Es freut mich wirklich sehr, wenn ich es geschafft habe DAS Gefühl rüber zu bringen. Jetzt hab ich schon 8 Tage nicht mehr auf dem Rad gesessen und ich vermisse es schon wahnsinnig. Die Zeit wird leider knapp, denn Donnerstag gehts für uns schon nach Walchsee und es ist einfach noch soooo viel zu tun! Alles Liebe für dich <3
Hallo Jana, einfach toll, dass du dich getraut hast an den Start zu gehen und du wurdest direkt mit einem super Erlebnis belohnt! Ich übe aus trainingszwecken (bin leidenschaftliche Langläuferin) seit mehreren Jahren alle 3 Sportarten regelmässig aus, wobei mir das Schwimmen am meisten Mühe bereitet und das Radfahren am besten gefällt, konnte mich bisher jedoch nicht überwinden an einem Wettkampf teilzunehmen. Müsste erst mal das Koppeln der Disziplinen im Training umsetzen. Aber hey, vielleicht traue ich mich jetzt ja auch endlich mal!?
LG und weiter so mit den Instagram-Profilen, dem Blog und natürlich dem Familien-und-Trainings-Wahnsinn 😉
Carmenha89
Hallo Carmen! Weißt du, ich habs ewig vor mir her geschoben. Früher, habe ich ziemlich viel mit Simon zusammen trainiert und ich war echt verdammt fit (wenn ich das jetzt so rückwirkend betrachte). Umso schwerer ist es mir dann nach der Schwangerschaft gefallen zu sagen „jetzt bin ich bereit/ fit genug“ weil ich mich oft mit der Jana von „früher“ verglichen habe. Mittlerweile ärgere ich mich wahnsinnig darüber. Triathlon macht verdammt viel Spaß und ich wünschte ich hätte mich schon früher getraut 🙂 Warte nicht zu lange… deine Ansprüche wachsen mit 🙂 Ich bin gespannt ob du auch bald den Sprung wagst 🙂 Alles Liebe und bis hoffentlich ganz bald!
[…] noise Sie hat das Zitat Ernst genommen, den Triathlon gerockt und den Bericht dazu findet ihr hier. Weil das alles noch nicht genug ist, haben wir nebenbei auch noch unsere neue Wohnung […]
[…] Was ist so gelaufen im August? Ich bin gelaufen! Nicht nur das, ich bin geschwommen und geradelt und all das hintereinander im Wettkampf. Ich habe meinen ersten Triathlon gemacht und mich nun wirklich voll und ganz mit dem Triathlon-Virus infiziert. Wie es genau gelaufen ist erfahrt ihr in meinem separatem Race-Bericht. […]